Christoph Keller Multifunktionsmensch

Hauptwerk • Spieltisch

Alles vom Orgelbauer handgemacht!

Mein eigener Orgelspieltisch wurde als Einzelstück durch die Orgelbau-Manufaktur Kutter in Friedrichroda (Thüringen) in enger Abstimmung mit mir selbst geplant und entwickelt. Die Entwicklungs- und Bauphase dauerte von Mai bis November 2012. Der fertige Spieltisch wurde am Samstag, dem 11. November 2012 installiert und in Gebrauch genommen.

Das Ziel des Projektes war, einen klassischen Orgelspieltisch zur Verfügung zu haben, so, als wäre er für eine Kirche gebaut worden, jedoch mit allen nötigen Komponenten für die Steuerung von Hauptwerk. Das Hauptanliegen, Hauptwerk kategorisch vom Spieltisch aus bedienen zu können, insbesondere mit der Anmutung des Spiels an einer realen Orgel, wurde perfekt umgesetzt.

Zur Bedienung von Hauptwerk ist grundsätzlich kein Monitor nötig, da alles im Spieltisch integriert ist. Der Touch-Screen in der rechten Schublade wird nur benötigt, wenn man größere Orgel-Sets spielt, für die die 118 Registertaster nicht ausreichen, was relativ selten vorkommt.

Der Anspruch, an einem echten Orgelspieltisch zu sitzen, wird real in der Art, wie der Spieltisch gebaut und verarbeitet ist: massives Eschenholz für die Gehäusekonstruktion, Teile wie Schwelltritte, Crescendo-Pedal, Pistons und Registertaster, alles wurde so gefertigt wie für eine echte Pfeifenorgel, die über Jahrzehnte ihren Dienst tun soll. Es wurden keine Teile aus dem typischen Digitalorgel-Genre verwendet!

Bemerkenswert an diesem Spieltisch ist sein überaus kunstvolles Design, das nicht an liebenswerten Details spart: angefangen bei den per Holzschrauben samt Lederfassung befestigten vorderen Abdeckplatten, über die zweckmäßigen, breiten Fußpistons zur Steuerung der Setzeranlage, die handgedrechselten Zierkugeln oben links und rechts, bis hin zu den kleinen Löwenköpfen aus Messing, die zum Herausziehen der beidseitigen Schubladen dienen. Jedes einzelne Holzteil wie auch jeder einzelne Registertaster wurde durch Benjamin Kutter von Hand angefertigt.
Hinzu kommt das clever designte Pedal mit 32 Tasten, das mit seiner vierfachen Schweifung sehr entspannt gespielt werden kann.

Aus meiner Sicht spiegelt dieser Spieltisch bereits die geniale Begabung von Benjamin Kutter als Orgelbauer, seine Werke – ganz gleich, worum es sich handelt – bis ins allerletzte Detail geradezu besessen zu perfektionieren.

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Die wesentlichsten Merkmale:
  • 114 Registertaster, Knochen auf Holzträgern; davon 48 Taster jeweils neben den Klaviaturen, 18 weitere in der linken Schublade
  • 18 Daumenpistons (unter dem 1. Manual) für die Setzeranlage; Ebenholz, handgraviert mit weissen Schellack-Einlagen
  • 7 Daumenpistons (unter dem 2. Manual) für Handregister, Walze an/aus, Zuweisung von Floating Divisions, Zuweisung der Schwelltritte und Tutti
  • 2 Tasterleisten (unter dem 3. Manual) mit jeweils 50% Breite der gesamten Klaviatur für die Sequenzierung der Setzerkombinationen
  • 8 Taster in der linken Schublade zur „Fernbedienung“ von Hauptwerk (Orgeln, Combinations, Tunings laden etc.) 
  • 2 Schwelltritte, 1 Crescendo-Walze; Originalmaterial aus dem klassischen Orgelbau, (kein Digitalorgelplastik)
  • 4 Klaviaturen von UHT (Untertasten Ebenholz, Obertasten Ahorn mit weisser Auflage); in stundenlanger Kleinarbeit zusammen mit den Orgelbauern und Sebastian Luck direkt bei UHT abgestimmt und einreguliert
  • Pedal mit 32 Tasten, original gebaut von Wacker 1920, von Benjamin Kutter restauriert, neu belegt und konstruiert; vielleicht das einzige Pedal mit einer vierfachen Schweifung, die sich in einem ungemein angenehmen und entspannten Spielgefühl niederschlägt; eine echte Innovation
  • Beleuchtung für das Notenpult, die Klaviaturen und das Pedal in LED-Technik integriert; optimale Ausleuchtung, keine weitere Beleuchtung nötig, minimale Stromaufnahme
  • ein Hauptwerk-Display im Notenpult integriert
  • zwei vertikale Schubladen, links mit zusätzlichen Registertastern, Lautsärkeregler und einem zusätzlichen Hauptwerk-Display, rechts mit integriertem Touchscreen (Iiyama, 17″)
  • Beschriftungssystem mit Magnetstreifen, individuell für jedes Sample-Set in individuellem Stil passend zur jeweiligen Orgel designed; in wenigen Sekunden auszutauschen während ein anderes Sampleset geladen wird
  • Gehäuse Esche massiv, Gewicht 350 Kg, 2,15 Meter breit

Nachdem der Spieltisch nun über 10 Jahre in intensivem Gebrauch ist, kann ich ihm eine perfekte Ergonomie bescheinigen. Stundenlanges Spielen und Üben ist ohne Ermüdungserscheinungen möglich, ganz abgesehen von der immensen Spielfreude, die man daran hat. Verschleißerscheinungen sind bisher nicht feststellbar, weder in den hochwertigen Tastaturen von UHT noch in den Daumenpistons oder den Registertastern; schon gar nicht bei den Schwelltritten. Alles ist für die Ewigkeit gebaut.

Das Spielgefühl ist dem an einer „echten“ Pfeifenorgel ebenbürtig, als wenn man in einer Kirche oder einem Konzertsaal spielen würde.

Komplett wird die gesamte Hauptwerk-Installation jedoch erst durch einen passenden Computer, der die Datenmengen zuverlässig handeln kann sowie ein ausgefeiltes Audiosystem, um den erstaunlich realistischen Klang- und Spieleindruck des Systems zu gewährleisten.

Erstes Foto am 11. November 2012 – v.l.n.r.: Christoph Keller (Träumer), Benjamin Kutter (Genie), Bernhard Kutter (Perfektionär)