Christoph Keller Multifunktionsmensch

Hauptwerk • Soundtechnik

Rund 700 Watt aus 7 Lautsprechern

Der passende Computer für Hauptwerk

Wie im Handbuch zur Hauptwerk-Software von Brett Milan empfohlen, fiel meine Wahl für den Hostcomputer zum Betrieb der Hauptwerk-Software bereits 2012 auf einen Apple Mac, was keine sonderliche Umstellung benötigte, da ich Macs sowieso schon seit den späten 80er-Jahren benutzte, nachdem damals mein Atari seinen Geist ausgehaucht hatte. Der Atari ST war 1985 mein erster Computer überhaupt weil er eine eingebaute MIDI-Schnittstelle hatte und mir damit erste Erfahrungen in computergestützten Musikanwendungen ermöglichte.

Als er abgelöst werden musste, blieb mir nach langem Hin und Her und unendlichen Vergleichen nur die Wahl eines Macintosh-Computers, der mich dann in seiner weiteren Entwicklung auch durchaus in der Mehrzahl über meine damaligen Musikproduktionen und später die Videoproduktionen begleitete. Als ich 2010 mit Hauptwerk startete, tat ich dies mit Hilfe eines damals sündhaft teueren Mac Pro mit 8 Prozessorkernen. Bevor ich meinen heutigen Spieltisch 2012 erhielt, spielte ich Hauptwerk noch auf einer Johannus Rembrandt-Digitalorgel. Sehr untypisch und für eine Hauptwerk-Installation zum damaligen Zeitpunkt weltweit gemessen erstaunlich, beherbergte der MacPro einen RAM-Ausbau von 96 GB. Hierdurch wurde bereits damals gewährleistet, dass alle Orgeln in 24Bit unkomprimiert gespielt werden konnten. Dies gewährleistet eine außerordentlich natürliche Klangqualität, eine maximale Polyphonie und eine äußerst geringe Latenz.

Neben den damaligen beiden Hauptmonitoren des Mac Pro wurde ein dritter Monitor als Touchscreen angeschlossen. Dieser sehr wertige und robuste Iiyama 17″ sitzt in der rechten Schublade des Spieltisches und funktioniert auch 2023 noch sauber und problemlos. Für weiterführende Steueraufgaben etwa in der Aufnahme- oder Produktionssituation ist dort auch ein kleiner Korg-Midi-Controller untergebracht.

Für die Fälle wie Aufnahmen zum Beispiel, wenn der Mac vom Spieltisch aus bedient werden muss, gibt es sowohl eine Apple-Bluetooth-Tastatur als auch ein Magic Trackpad. Hierdurch entfallen alle Kabel um den Spieler herum, und eine lästig zu bewegende Maus braucht es auch nicht.

Im letzten Jahr (2022) habe ich in Zusammenhang mit dem Upgrade von Hauptwerk 4 auf Version 6 auch meinen inzwischen 10 Jahre alten Mac Pro durch den damals neuesten Mac mit dem neuen appleeigenen M1-CHip ersetzt. Dabei habe ich mich für das Modell „Mac Studio Ultra“ mit einem RAM-Speicher von 128 GB entschieden, wobei die darin werkelnden 20 Prozessor-Kerne nicht nur für Hauptwerk einen deutlichen Performance-Sprung bringen, sondern auch für alle anderen Musikanwendungen, die ich in der Musikproduktion nutze.

 

 

Multikanal-Audio

Es war von Beginn an wichtig für mich, das Orgelerlebnis mit Hauptwerk akustisch an einen echten Raum mit einer Pfeifenorgel anzugleichen, etwa eine Kirche, eine Kathedrale oder einen Konzertsaal. Dies erreicht man dadurch, dass man – wie für Surround üblich – mehrere Lautsprecher im Raum platziert, in diesem Fall jedoch von der üblichen 5.1-Konfiguration abweichen, da man durch die fehlende Sprache eben keinen Center-Lautsprecher benötigt. Es geht hier eher darum, jeweils in Stereo-Paaren die Front (Orgel vor dem Spieler), die Seite und den rückwärtigen Raum, also die Hall-Akustik, abzubilden. Zu den drei Stereo-Paaren gesellt sich noch ein ordentlicher Subwoofer, der die immensen Bässe einer großen Orgel physisch erfahrbar transportieren kann.

Im Falle von echten Surround-Samplestes wie beispielsweise denen von Sonus Paradisi werden die hinteren Lautsprecher für die Raumanteile benutzt und die Seitenkanäle beispielsweise für das zweite Manual. Im Falle solcher Sets wie der Hereford-Cathedral, die keine Surround-Samples bereitstellen, ist es möglich die Einzelwerke des Instrumentes auf die verschiedenen Ebenen zu verteilen, beispielsweise das vierte Manual (Solo) nach hinten.

Seit der Version 6 beinhaltet Hauptwerk auch ein internes Mischpult mit der Option, mittels entsprechender Impulsantworten echter Räume einen Faltungshall zu generieren. Bei Orgeln, die nur in Stereo produziert wurden, lässt sich mit dieser Technik gleichfalls ein authentisches Raumerlebnis bewerkstelligen, wenn man den in Echtzeit generierten Hallraum, bzw. die Hallräume, akustisch sinnvoll auf die drei Stereo-Paare verteilt.

Innerhalb Hauptwerk lassen sich nicht nur die Teilwerke einer Orgel auf die einzelnen Lautsprecher verteilen, sondern auch die Aufnahmen der einzelnen Pfeifen, was der akustischen Darstellung der Orgeln eine beeindruckende Realität verleiht. Natürlich müssen diese Audio-Ausgänge aus der Software selbst nach außen geleitet werden, damit sie verstärkt und den Lautsprechern zugeführt werden können.

Motu Ultralite MK3 HauptwerkDies geschieht mittels eines hochwertigen Audio-Interfaces, in meinem Fall mit einem MOTU UltraLite MK3, das die gewünschte Anzahl an Audio-Ausgängen bei faszinierender Wandlerqualität bereitstellt. Das MOTU bietet auch einen internen Digital-Prozessor, der geeignet ist, mittels Equalizer akustische Schwächen des Raumes auszugleichen, in dem man die Orgel spielt.

Sechs der Ausgänge sind per Multicore-Kabel zu einem NAD- Mehrkanalverstärker geroutet, der jeweils 70 WRMS pro Kanal leistet. Ein siebter Ausgang läuft zu einem RECKHORN Subwoofer-Verstärker mit 270 WRMS.

Insgesamt sieben Lautsprecher werden somit angesteuert, die Surround-Installation umfasst vier Ebenen:

  • Vorne – TEUFEL M300
  • Mitte – TEUFEL M300MKII
  • Hinten – TEUFEL M200
  • Subwoofer – Teufel M4000 (zwei 30cm-Chassis)

Ich hatte damals im Vorfeld viele Lautsprecher getestet. Man sollte meinen, dass ein hochwertiger HiFi-Lautsprecher sozusagen automatisch für ein inspirierendes Orgelerlebnis taugt. Das ist leider ein Trugschluss. Solange man im Sessel sitzt und eine hochwertige Stereo-Aufnahme hört, vielleicht ein Konzert mit Klavier und Orchester, schneiden hochwertige Lautsprecher zumeist besser ab. Im Fall einer klar dezidierten Orgel-Livewiedergabe stellt man plötzlich jedoch fest, dass der Klang nicht funktioniert.

Dazu kommt natürlich das eigene Geschmacksempfinden, was man sich klanglich vorstellt. Mein Anspruch war, die Orgel so zu hören, als würde man sich wirklich im Raum vor dem Instrument befinden. Dieses Ziel zu erreichen, waren am Ende nur die hier erwähnten Lautsprecher der Berliner Firma TEUFEL geeignet. Ich weiß wirklich nicht, woran das hängt, aber Fakt ist, dass man bei einer völlig trockenen Aufnahme ohne jeglichen Hall bei einzelnen Tönen das Gefühl hat, die Orgel würde vor einem stehen.

Letztlich spielen auch die Wandler eine große Rolle, die Wiedergabeauflösung der digitalen Quelle (bitte 24 bit, niemals nur 16 bit!) und vor allem die Impulstreue der Endstufen, die die Lautsprecher antreiben. Vor dem UltraLite hatte ich zum Beispiel ein Presonus-Interface ausprobiert, das bereits nach 5 Minuten Testhören durchgefallen war. Die gesamte Kette der Audio-Verarbeitung benötigt für eine solche Orgel-Installation extrem gut abgestimmte Einzelkomponenten. Ich denke, ich habe Glück gehabt, damals gut beraten worden zu sein („Wenn Endstufen, dann am besten NAD, und für Subwoofer nimm einen Reckhorn!“) und mir die Zeit genommen zu haben, verschiedene Geräte auszuprobieren, um am Ende die optimale Lösung zu erhalten, die mich seit nunmehr 11 Jahren täglich aufs Neue vom Stuhl haut.